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Influencer und rechtliche Fallstricke: Worauf Sie achten müssen

In den letzten Jahren hat das Influencer-Marketing enorm an Bedeutung gewonnen. Durch die enorme Reichweite und den persönlichen Einfluss, den Influencer auf ihre Follower haben, sind sie für viele Unternehmen zu wichtigen Marketingpartnern geworden. Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Influencern bringt jedoch eine Vielzahl rechtlicher Herausforderungen mit sich, die sowohl für die Influencer als auch für die Unternehmen Risiken bergen können. In diesem Beitrag möchten wir die wichtigsten rechtlichen Fallstricke für Influencer beleuchten und Hinweise geben, wie diese Fallstricke vermieden werden können.


Werbung richtig kennzeichnen

Ein zentraler rechtlicher Aspekt im Influencer-Marketing ist die Kennzeichnung von Werbung. Die Grenzen zwischen persönlicher Empfehlung und kommerzieller Werbung sind oft fließend. Doch genau hier lauert eine der größten Gefahren. Laut deutschem Recht müssen Influencer klar und deutlich kennzeichnen, wenn sie für ein Produkt oder eine Dienstleistung Werbung machen – unabhängig davon, ob sie eine finanzielle Vergütung oder andere Gegenleistungen wie kostenlose Produkte erhalten haben.

Wie die Kennzeichnung aussehen sollte:

  • Die Kennzeichnung muss deutlich und unmittelbar erkennbar sein. Begriffe wie „Werbung“ oder „Anzeige“ eignen sich am besten.
  • Der Hinweis sollte am Anfang des Beitrags stehen, nicht erst am Ende oder versteckt in Hashtags.
  • Begriffe wie „Sponsored“ oder „Ad“ sind für deutsche Verbraucher meist nicht ausreichend verständlich.

Ein Verstoß gegen diese Kennzeichnungspflicht kann zu hohen Bußgeldern führen und unter Umständen auch das Vertrauen der Follower schädigen.

Schleichwerbung als Influencer vermeiden

Ein weiteres häufiges Problem ist die sogenannte Schleichwerbung. Wenn Influencer Produkte oder Dienstleistungen bewerben, ohne dies klar zu kennzeichnen, kann dies als Schleichwerbung gewertet werden. Schleichwerbung ist in Deutschland verboten und kann zu rechtlichen Konsequenzen führen.

Beispiel: Ein Influencer zeigt in einem Video auffällig ein bestimmtes Markenprodukt, ohne es als Werbung zu kennzeichnen, obwohl er das Produkt kostenlos vom Unternehmen erhalten hat. Auch wenn er keine direkte Bezahlung erhalten hat, gilt dies in der Regel als Werbung, die entsprechend gekennzeichnet werden muss.

Tipp: Influencer sollten transparent kommunizieren, wann sie mit Unternehmen zusammenarbeiten und auch solche Beiträge entsprechend kennzeichnen. So wird das Vertrauen der Follower erhalten und rechtliche Risiken werden vermieden.

Urheberrechtsverletzungen

Influencer nutzen oft Bilder, Videos oder Musik, um ihre Inhalte ansprechend zu gestalten. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten: Viele Medien unterliegen dem Urheberrecht und dürfen nicht ohne Erlaubnis genutzt werden. Besonders bei der Nutzung von Musikstücken oder Bildern ist das Urheberrecht ein häufiger Stolperstein.

Rechtliche Anforderungen:

  • Vor der Verwendung von Bildern, Musik oder Videos sollten Influencer sicherstellen, dass sie die entsprechenden Nutzungsrechte besitzen.
  • Es empfiehlt sich, auf lizenzfreie Musik oder Bilder aus Datenbanken zurückzugreifen oder eine Lizenz zu erwerben.
  • Auch Zitate aus fremden Texten oder die Verwendung fremder Logos kann eine Urheberrechtsverletzung darstellen, wenn keine ausdrückliche Genehmigung vorliegt.

Ein Verstoß gegen das Urheberrecht kann zu Unterlassungsklagen und hohen Schadenersatzforderungen führen. Daher sollten Influencer im Zweifel stets die Erlaubnis des Rechteinhabers einholen.

Persönlichkeitsrechte als Influencer beachten

Bei der Erstellung von Inhalten spielt oft auch das Persönlichkeitsrecht eine Rolle, insbesondere wenn Fotos oder Videos von anderen Personen veröffentlicht werden. Jeder Mensch hat das Recht am eigenen Bild. Dies bedeutet, dass niemand ohne Einwilligung abgebildet und die Bilder veröffentlicht werden dürfen.

Regelungen zum Persönlichkeitsrecht:

  • Vor der Veröffentlichung von Bildern oder Videos, auf denen andere Personen erkennbar sind, sollte stets die Einwilligung der betreffenden Person eingeholt werden.
  • Bei Minderjährigen ist die Einwilligung der Eltern erforderlich.
  • Auch bei Events oder Veranstaltungen sollten Influencer vorsichtig sein und nur solche Bilder verwenden, für die sie eine Genehmigung haben.

Ein Verstoß gegen das Persönlichkeitsrecht kann zu Abmahnungen und Schadensersatzforderungen führen. Influencer sollten daher sicherstellen, dass sie bei der Nutzung fremder Bildnisse immer eine Zustimmung haben.

Produkthaftung: Verantwortung für beworbene Produkte

Ein weniger bekannter, aber wichtiger rechtlicher Aspekt ist die Produkthaftung. Wenn ein Influencer ein Produkt bewirbt und dabei ausdrücklich positive Eigenschaften oder eine besondere Qualität betont, kann er unter Umständen haftbar gemacht werden, wenn das Produkt diese Erwartungen nicht erfüllt oder Schäden verursacht.

Praxisbeispiel: Ein Influencer bewirbt ein Nahrungsergänzungsmittel und hebt dabei dessen gesundheitsfördernde Wirkung hervor, obwohl dafür keine ausreichenden wissenschaftlichen Beweise vorliegen. Sollte ein Follower aufgrund des Produkts gesundheitliche Probleme erleiden, kann dies rechtliche Folgen für den Influencer haben.

Tipp: Influencer sollten bei Aussagen über Produkte stets vorsichtig sein und keine Versprechungen machen, die sie nicht überprüfen können. Außerdem ist es ratsam, sich vorab mit dem Hersteller über die genauen Produkteigenschaften abzustimmen.

Steuerliche Pflichten eines Influencers

Auch steuerliche Fragen sind für Influencer von Bedeutung. Einnahmen aus Werbung und Produktplatzierungen müssen versteuert werden. Viele Influencer unterschätzen die steuerliche Verpflichtung und geraten daher in Schwierigkeiten mit dem Finanzamt.

Wichtige steuerliche Hinweise:

  • Alle Einnahmen, auch Sachleistungen wie kostenlose Produkte, müssen in der Steuererklärung angegeben werden.
  • Ab einem gewissen Umsatz sind Influencer zudem umsatzsteuerpflichtig.
  • Es empfiehlt sich, von Anfang an professionelle Hilfe durch einen Steuerberater in Anspruch zu nehmen, um steuerliche Fallstricke zu vermeiden.

Ein Verstoß gegen steuerliche Pflichten kann zu hohen Nachzahlungen und im schlimmsten Fall sogar zu strafrechtlichen Konsequenzen führen.


Fazit

Influencer-Marketing ist ein spannendes und dynamisches Feld, das jedoch auch viele rechtliche Herausforderungen mit sich bringt. Von der korrekten Kennzeichnung von Werbung über das Urheberrecht bis hin zu steuerlichen Pflichten – die rechtlichen Fallstricke sind vielfältig. Influencer sollten sich daher ihrer Verantwortung bewusst sein und die gesetzlichen Vorgaben sorgfältig beachten.

Wichtige Maßnahmen zur rechtlichen Absicherung:

  • Werbebeiträge klar und deutlich kennzeichnen.
  • Keine Schleichwerbung betreiben und transparent sein.
  • Urheberrecht und Persönlichkeitsrechte beachten.
  • Aussagen zu beworbenen Produkten sorgfältig formulieren.
  • Einnahmen, auch in Form von Sachleistungen, korrekt versteuern.

Indem Influencer die genannten rechtlichen Fallstricke beachten, können sie das Vertrauen ihrer Follower stärken und rechtliche Konsequenzen vermeiden. Sowohl für Influencer als auch für Unternehmen, die mit ihnen zusammenarbeiten, ist es daher ratsam, sich im Vorfeld über die geltenden rechtlichen Bestimmungen zu informieren und gegebenenfalls juristische Beratung in Anspruch zu nehmen. Die Einhaltung dieser Vorgaben ist nicht nur rechtlich erforderlich, sondern schafft auch eine vertrauensvolle und nachhaltige Beziehung zur Community.

Dipl. Jurist, Rechtsanwalt Björn Wrase

Dipl. Jurist, Rechtsanwalt Björn Wrase

Hochspezialisiert im gewerblichen Rechtsschutz. Anwalt für Urheberrecht, AI/KI- & IT-Recht, Medienrecht, Wettbewerbs- und Markenrecht sowie Datenschutz.Autorenbeiträge anzeigen