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Clubhouse: Hype und Fragen zum Datenschutz

Die Social-Network-App Clubhouse gibt es seit dem Frühjahr 2020. Sie stammt vom Softwareunternehmen Alpha Exploration Co., ging zunächst in den USA an den Start und erweckt spätestens seit Anfang 2021 auch in Deutschland großes Interesse. Es hat sich gerade unter Gründern ein regelrechter Hype um das Audio-Forum entwickelt: User können dort live in Diskussionsräumen diskutieren und auch einfach den Diskussionen wie einem Podcast zuhören.

Besonderheiten von Clubhouse

Wir sehen mit Stand Januar 2021 drei Besonderheiten von Clubhouse:

  • #1: Nutzer benötigen eine Einladung eines Mitglieds. Jedes Mitglied kann zwei Einladungen aussprechen. Das führt dazu, dass sich eine eher homogene Community entwickelt, denn in der Regel laden Menschen andere Menschen ein, die ihnen geistig und vor allem politisch nahestehen.
  • #2: Clubhouse gibt es bislang (Stand: 25. Januar 2021) nur als iOS-App. Nutzer anderer Betriebssysteme werden damit ausgeschlossen, was angesichts der sehr weit verbreiteten Android-Nutzung fragwürdig erscheint.
  • #3: Datenschützer melden gegenüber Clubhouse Bedenken an.

Wer nutzt Clubhouse?

Aufgrund des Konzepts der Einladungen und auch aufgrund der ausschließlichen Nutzungsmöglichkeiten mit den (etwas teureren) Apple-Geräten versammeln sich auf der Plattform zunächst bislang eher Prominente aus Politik, Wirtschaft, Journalismus, Sport und vereinzelt der Kulturszene. Bekannte Namen sind derzeit der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke). Dessen Beiträge in Mitte Januar 2021 auf starke Kritik stießen. Unter anderem bezeichnete er die Bundeskanzlerin als „Merkelchen“ und plauderte Interna der MP-Konferenzen aus. Die Journalistin und Fernsehmoderatorin Dunja Hayali, die Fußballprofis Mario Götze und André Schürrle, die sich auch als Startup-Investoren engagieren, der Fernsehmoderator Joko Winterscheidt, der About-You-Gründer Tarek Müller und die Digitalstaatsministerin Dorothee Bär gehören ebenfalls dazu.

Die Diskussionen verlaufen lebhaft. In relativ angenehmer Atmosphäre aber und vor allem ohne hasserfüllte Anfeindungen Andersdenkender, wie sie sonst im Netz vorkommen. Das lobte unter anderem Hayali. Entsprechend laden die Nutzer gern neue Freunde ein, die Nutzerzahlen wachsen daher sehr schnell. Das wirkt sich natürlich auch auf den Wert der App aus. Dieser mit Stand Januar 2021 demnach auf 100 Millionen Dollar geschätzt wird.

Was bietet die App Cloubhouse der Wirtschaftswelt?

Für Gründer ist sie während der aktuellen Corona-Pandemie ein Forum par excellence. Durch die offene Diskussionsform, die im direkten Gespräch stattfindet, erhalten Angestellte und Freelancer sehr viel Inspiration und zahlreiche Möglichkeiten der Vernetzung. Der elitäre Charme der Beschränkung auf iOS-Nutzer und der Nutzungsmöglichkeit nur auf Einladung scheint zudem viele Entrepreneure anzuziehen: Man will dazugehören.

Welche datenschutzrechtlichen Bedenken bestehen?

Diese sind schwerwiegend. Wer Clubhouse nutzen möchte, muss der App den Zugriff auf das eigene Adressbuch gewähren. Ansonsten ist die Einladung von weiteren Personen nicht möglich: Sie müssen dort im Adressbuch zu finden sein. Die App verstößt aber weder gegen das US-Datenrecht noch gegen unsere europäische DSGVO, denn es steht dem Nutzer schließlich frei, jemanden einzuladen und damit den Zugriff zu erlauben oder es zu lassen. Natürlich löst das dennoch starkes Unbehagen aus: Man stelle sich vor, jemand kennt Bodo Ramelow, ist wahrscheinlich in dessen iPhone als Kontakt gespeichert und muss nun befürchten, damit in der Clubhouse-Adressliste zu landen – und zwar nicht, weil Ramelow ihn selbst, sondern weil er eine andere Person eingeladen hat. Doch Clubhouse konnte ja nun Ramelows gesamte Kontakte einsehen.

Dieser Zustand muss als sehr bedenklich gelten.

Björn Wrase

Björn Wrase

RA Björn Wrase: Anwalt für AI/KI- & IT-Recht, Medien- und Urheberrecht, Wettbewerbsrecht, Markenrecht und DatenschutzView Author posts